Gauner informieren einander mit Hilfe von „Zinken“ an Grundstücken oder Türen
Dieses Gekritzel kann teuer werden
(djd/pt). Wer an seiner Hauswand, am Gartenzaun, am Briefkasten oder neben dem Klingelknopf ein wie zufällig hingekritzeltes X entdeckt, sollte vorsichtig sein: Denn dabei könnte es sich um einen sogenannten Gaunerzinken handeln. Der Urheber der Zeichnung ist nämlich der Meinung, dass es in diesem Haus etwas zu holen gibt. Wurde ein senkrechter auf einen waagrechten Strich gemalt, bedeutet das so viel wie: hier wohnt eine alleinstehende Person. Mit den Gaunerzinken informieren sich Kriminelle auch untereinander, ob zum Beispiel in dem betroffenen Anwesen ein Polizeibeamter wohnt, ob die Bewohner alt oder religiös sind – oder ob voraussichtlich kein Mann im Haus ist. Wer solche Zeichen bemerkt, sollte ein Foto von ihnen machen, den Vorfall der Polizei melden und danach die Zeichen sofort wieder entfernen. Aber was bedeuten nun die vielen Zeichen genau? Eine Graphik der gängigsten Gaunerzinken und die Erklärung der jeweiligen Bedeutungen gibt es beispielsweise unter dem Suchbegriff #gaunerzinkenRGZ.
Verständigungsmittel schon im 16. Jahrhundert
Gaunerzinken wurden bereits im 16. Jahrhundert von Bettlern oder Ganoven als „Kommunikationsmittel“ genutzt. Damals wurden andere Hausierer mit diesen Zeichen beispielsweise darüber informiert, ob es in dem Haus einen kostenlosen Schlafplatz gibt oder ob man es beim Betteln auf die fromme oder auf die freche Art probieren sollte. Heute werden die Zinken von Ganoven wieder genutzt. Die häufig aus Osteuropa stammenden Banden praktizieren dabei die Arbeitsteilung: Einige Bandenmitglieder spionieren das Objekt der Begierde aus, andere steigen in die Immobilie ein, wieder andere „Kollegen“ verscherbeln dann das erbeutete Diebesgut. Untereinander kommunizieren die Mitglieder der Gruppe immer öfter mit eben diesen Gaunerzinken.
Tipps der Polizei
Nicht nur vor Ganoven, die Gaunerzeichen benutzen, sollte man sich mit geeigneten Maßnahmen schützen. Basis eines vernünftigen Einbruchschutzes ist die mechanische Haussicherheit. Sie sorgt dafür, dass es dem Ganoven möglichst schwer gemacht wird, schnell in die Immobilie zu gelangen. Deshalb sollten weder Fenster noch Türen in Abwesenheit geöffnet sein, besser ist es, wenn Fenster und Terrassentüren verschließbar sind oder über Sicherheitsglas verfügen.
Die Polizei hat noch weitere Tipps: eine Liste mit empfohlenen Sicherheitsprodukten gibt es beispielsweise unter #gaunerzinkenRGZ. Zusätzlich zu den mechanischen Sicherheitsmaßnahmen kann man sich heute elektronisch – etwa mit Funkalarmanlagen – gegen Einbruchsversuche schützen.
Sehr häufig stellen sich die sogenannten Gaunerzinken allerdings als Bubenstreich heraus. Mittlerweile nutzen Einbrecher stattdessen längst alles an moderner Technik, um lohnende Objekte auszuspähen.